Geschichte des Vereins
Der Verein wurde am 12. April 1922 auf Anregung des Kunsthistorikers Fried Lübbecke als Bund tätiger Altstadtfreunde mit dem Ziel gegründet, die vernachlässigte Frankfurter Altstadt, den historischen Kern der Stadt, auf sozialem, hygienischem und künstlerischem Gebiet in jeder Weise zu fördern. Von Anfang an legte der Gründer aber auch Wert darauf, dass die Sorge der Mitglieder ganz Frankfurt und den reichen kulturellen Traditionen der Stadt gelte.
Das Logo des Bundes tätiger Altstadtfreunde, 1922
Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten und mit den beschränkten finanziellen Möglichkeiten eines privaten Vereins gelang es dem Bund bis zum Jahr 1934 in Zusammenarbeit mit den Hausbesitzern, dem Frankfurter Konservator des Hessischen Denkmalamts und der Stadtverwaltung fast 600 Altstadthäuser zu renovieren. Fassaden in leuchtenden Farben, Blumenkästen und Grün an kahlen Mauern sorgten ebenso wie ausgebesserte Brunnen dafür, die Stadt für Bewohner wie für Besucher attraktiv zu machen. Dazu kam 1926 ein vom Verein errichtetes und betriebenes Kinderheim auf den Mainwiesen nahe der Gerbermühle, das durch die Einnahmen eines Benefizballes im Römer finanziert wurde. Und in den kalten Wintern 1929 und 1932 sorgte der Verein mit einer Suppenküche für Erwerbslose. Insgesamt wandte der Verein in den Jahren 1922 bis 1932 für die Renovierungs- und Sanierungsarbeiten an Gebäuden 170.000,00, für soziale Zwecke 149.000,00 Goldmark auf. In Euro umgerechnet wären das heute in etwa fünfmal so hohe Beträge. Die notwendigen Mittel erhielt der Bund durch Mitgliedsbeiträge und Spenden.
1924 waren führende Mitglieder des Bundes maßgeblich an der Gründung eines Brückenbauvereins beteiligt, dessen Ziel der Neubau der 1914 abgerissenen Alten Brücke war. Zur feierlichen Eröffnung der Neuen Alten Brücke gab der Bund eine bemerkenswerte Festschrift heraus.
Der Verbreitung der Kenntnisse Frankfurter Geschichte, Kunst und Kultur widmete sich der Bund mit Vorträgen und Publikationen. Den Direktoren der Frankfurter Museen bot er einmal im Jahr die von diesen gern genutzte Möglichkeit, einer breiten Öffentlichkeit einen Bericht über ihre Tätigkeit im vorangegangen Jahr vorzustellen. Auch der noch heute stattfindende Künstlerweihnachtsmarkt geht auf eine Idee des Bundes zurück.
Jahrbuch des Bundes tätiger Altstadtfreunde 1926
Die Nationalsozialisten schränkten die Arbeit des Bundes täiger Altstadtfreunde stark ein, wagten aber kein direktes Verbot, da seine Erfolge inzwischen in ganz Deutschland als vorbildlich galten. Es blieb bei Drohungen und Schikanen. Das Kinderheim wurde 1935 von der SA übernommen und zerstört. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs begannen Fachleute im Auftrag des Bundes tätiger Altstadtfreunde mit der Dokumentation von ca. 400 Häusern der Frankfurter Altstadt. Mit Hilfe der sich heute im Institut für Stadtgeschichte befindenden Unterlagen hätte laut F. Lübbecke „jeder Maurermeister diese Häuser im Fall der Zerstörung problemlos wieder aufbauen können“. Daran waren nach Kriegsende aber weder Stadtplaner, Architekten oder Politiker interessiert. Ohne Bezug zur Vergangenheit wollten sie eine moderne Altstadt ohne Bezug zur Geschichte der Stadt schaffen. Erst nach dem Abriss des Technischen Rathauses und des Betonbaus des Historischen Museums wurde vor wenigen Jahren auf den vom Bund tätiger Altstadtfreunde in Zusammenarbeit mit dem Konservator Herrmann Karl Zimmermann erarbeiteten und 1949 öffentlich vorgestellten Plan für den Aufbau der zerstörten Altstadt als Grundlage für die jetzt von der Dom/Römer GmbH geplante „Neue Altstadt“ zurückgegriffen.
Ebenso wie die Pläne für die Altstadt wurde von der Stadtverwaltung ein vom Bund tätiger Altstadtfreunde in Zusammenarbeit mit dem Architekten Hermann Senf (1878—1979) 1948 erarbeiteter Vorschlag für den Wiederaufbau der Alten Oper als Konzertsaal abgelehnt. Für das Gelände der Alten Oper war ein städtischer Verwaltungsbau vorgesehen. Als im Jahr 1953 der Abriss der Ruine wegen angeblicher Einsturzgefahr drohte, gab der Bund einen großen Teil seines Vermögens für ihren Erhalt aus. Mitglieder des Bundes und Frankfurter Bürger schlossen sich der Spendenaktion an. Nur durch diesen rettenden Einsatz wurde der spätere Wiederaufbau der Alten Oper ermöglicht - und zwar wie ursprünglich vorgeschlagen als Konzertsaal.
In den Jahren 1948 bis 1951 versuchte der Bund tätiger Altstadtfreunde die Post als Besitzerin des im Krieg zwar beschädigten, aber nur teilweise zerstörten Thurn und Taxis Palais zu überzeugen, dieses originalgetreu aufzubauen. Vergeblich! Bis auf den Eingangstrakt wurde das einzige noch existierende barocke Palais in Frankfurt im Jahr 1951 abgerissen. Fast sechzig Jahre später, 2009, wurde es, wenn auch in „verkleinerter und abgespeckter Form“, rekonstruiert!
Stadtbibliothek mit Lessingdenkmal
Als im Jahr 1958 der geplante Abriss der noch vorhandenen Teile der am Beginn der Obermainanlage gelegenen Alten Stadtbibliothek drohte, gelang es dem Bund wenigstens den vollständigen Portikus mit der Inschrift Litteris Recuperata Libertate Civitas (die Bürgerschaft (schenkt das Gebäude) der Wissenschaft nach der wiedererlangten Freiheit) vor dem Abriss zu retten. Dies geschah in der Hoffnung, dass die an die besondere historische Bedeutung des Gebäudes und die Freiheit der Bürger erinnernde Inschrift die Stadt eines Tages bewegen würde, es wieder aufzubauen. Die Überlegung erwies sich als richtig. Die Alte Stadtbibliothek wurde in den Jahren 2003 bis 2005 zumindest äußerlich in ihrer alten Form aufgebaut.
Nach dem Tod von F. Lübbecke im Jahr 1965 wurde der Bund tätiger Altstadtfreunde dank des Engagements seiner Witwe, der Pianistin Emma Lübbecke-Job, des Journalisten Heinrich Heym, des Direktors des Stadtarchivs Heinrich Meinert, seines späteren Nachfolgers Dietrich Andernacht und des Verlegers Waldemar Kramer mit erweiterten Zielen unter dem Namen FREUNDE FRANKFURTS fortgeführt.
Blick auf die Altstadt 2001
Besonders in der Zeit des Betonbrutalismus, in denen das inzwischen abgerissene Technische Rathaus und der ebenfalls verschwundene frühere Betonbau des Historischen Museums die Altstadt dominierten und zahlreiche Bewohner Frankfurts sich kaum noch mit der Stadt identifizieren konnten, bot die Mitgliedschaft bei den Freunden Frankfurts vielen das Gefühl, dass das „eigentliche Frankfurt“ noch nicht ganz verloren sei.